David Lynch in Spielbergs „The Fabelmans“: Regie-Legende spielt Regie-Legende - WELT (2024)

Film David Lynch in „The Fabelmans“

Diese Regielegende spielt eine Regielegende im Film einer Regielegende

| Lesedauer: 4 Minuten

Von Matthias Heine

Feuilletonredakteur

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Steven Spielbergs neuer Film „The Fabelmans“ handelt von der Jugend des Regisseurs. Damals bekam er einen Ratschlag vom größten Western-Schöpfer aller Zeiten. Der wird nun von David Lynch gespielt. Seine Bedingung dafür, die Rolle zu übernehmen, war ekelig, aber konsequent.

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Heute gilt John Ford als einer der bedeutendsten Filmregisseure. Wann immer irgendwo in einem anderen Film eine Einstellung auftaucht, in der ein Mann aus dem Inneren eines dunklen Hauses durch den Türrahmen vor einem weiten Horizont gefilmt wird, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Verbeugung vor dem Film „The Searchers“ handelt (auf Deutsch hieß er „Der schwarze Falke“, obwohl der Indianerhäuptling darin im Original gar nicht so heißt). Darin zeigt Ford seinen Hauptdarsteller John Wayne zu Beginn und am Ende in einem solchen Bild. Gerade ist „The Searchers“ wieder in der Liste der 100 wichtigsten Filme aller Zeiten gelandet, obwohl er nicht dem Zeitgeist entspricht.

Doch es gab eine Zeit, in der fast niemand Fords Filme für Kunst hielt – jedenfalls nicht die Western. Oscars bekam er nur für Filme, die nicht im Wilden Westen spielen wie „Früchte des Zorns“, „Schlagende Wetter“, „Der Verräter“ und „Der Sieger“. Die sind auch gut, aber es sind nicht die Filme derentwegen man sich heute an Ford vor allem erinnert. Noch in der für Deutschland maßgeblichen Filmgeschichte von Enno Patalas wurden Fords Filme als schlichtes Hollywood-Zeug abgetan – genauso wie die Werke von Hitchco*ck. Patalas hat das aber immerhin später als Fehler bekannt.

Aber natürlich gab es schon früh Menschen, die Fords Genie erkannten. Einer war François Truffaut, der Ford einen Aufsatz in dem Buch über „Die Filme meines Lebens“ widmete (übrigens herausgegeben von Patalas, was diesen nachdenklich gestimmt haben dürfte). Ein andere ist Steven Spielberg. Der schaffte es, als sehr junger Filmenthusiast (die ersten Filme drehte er schon als Schüler mit seiner Familie) beim sehr alten John Ford in dessen Büro auf dem Paramount-Studiogelände empfangen zu werden.

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Diese Geschichte ist das Vorbild für eine Szene in Spielbergs semi-autobiografischem Film „The Fabelmans“, der im September auf dem Filmfestival in Toronto Premiere hatte. Auf YouTube kursiert nun ein Ausschnitt, in dem Sammy Fabelman (Spielbergs Alter Ego im Film) in Fords Büro gebeten wird, aber erst, nachdem eine Sekretärin schnell wieder die blutigen Taschentücher entfernt hat, die der zigarrenrauchende und bereits krebskranke Ford vollgehustet hat.

Ford gewährt dem unbekannten jungen Mann nur wenige Minuten und gibt ihm den Rat, den Horizont in einem Film immer unten oder oben in Bild zu zeigen. Wenn der Horizont in der Mitte sei, sei das „sh*t“. Dann fordert er Fabelman-Spielberg auf: „And now get the f*ck out of my office.”

Der Clou der Szene ist die Besetzung. Seit Anfang 2022 war bekannt, dass David Lynch, eine Regielegende wie Spielberg und Ford, in „The Fabelmans“ mitspielen würde. Aber es war nicht klar, wen. Nun wissen wir es: Lynch („Twin Peaks“, „Blue Velvet“) spielt John Ford mit dessen Markenzeichen, einer Augenklappe über der Brille. Und er spielt ihn als knallharten iro-amerikanischen Macho – ein Image, das der sehr mitfühlende Ford in der rauen Hollywood-Atmosphäre bewusst kultivierte.

David Lynch als John Ford

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Die Idee, Ford von Lynch spielen zu lassen, hatte Mark Harris, der Ehemann des Drehbuchautors Tony Kushner, mit dem Spielberg das Script zu „The Fabelmans“ verfasst hat. Laura Dern, die in Lynchs Film „Wild at Heart“ eine Hauptrolle spielte, wurde von Spielberg gebeten, den Kollegen zu seinem Gastauftritt zu überreden.

Bei einem Podiumsgespräch mit Martin Scorsese bei der „Directors Guild Associaton“ in New York hat Spielberg nun verraten, was Lynchs wichtigste Bedingung dafür war, die Rolle zu übernehmen: „Lynch sagte „Ich will das Kostüm zwei Wochen vorher, damit ich zwei Wochen darin leben kann. Ich will es verschleißen“. Als Spielberg ihn fragte, ob er wirklich die Kleidung tragen wolle, antwortete Lynch: „Ja. Täglich. Jeden Tag. Die Augenklappe, den Hut, alles andere. Schick es mir.“ Lynch sei dann in einem ziemlich verlotterten Kostüm am Drehort aufgetaucht: „Aber so war eben auch John Ford.“ Dieser war in der Tat für seine Ungepflegtheit berüchtigt, die er geradezu pflegte, um sich Hollywood-Bosse vom Leibe zu halten.

Wie Spielbergs Film im Ganzen ist, wird sich zeigen, wenn er im März in deutsche Kinos kommt. Die kurze Ford-Szene fasziniert schon jetzt Film-Aficionados in aller Welt. Sie steht in einer Tradition von Gastauftritten, zui denen berühmte Regisseure ihre Vorbilder und Freunde einluden. Bekannte Beispiele sind die Rolle des berühmten amerikanischen Schriftstellers Parvulesco, die Jean-Pierre Melville in Jean-Luc Godards „Außer Atem“ spielte, der Auftritt von Fritz Lang in Godards „Die Verachtung“ oder Sam Fullers Erscheinen in „Der Stand der Dinge“ von Wim Wenders.

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